Die Förderung der finanziellen Eingliederung
kann zu guten Geschäftsmöglichkeiten führen.
Königin Máxima der Niederlande
Liebe Leserinnen und Leser
Es wird oft recht pauschal behauptet, die Nutzung digitaler Systeme müsse vorangetrieben werden, weil sie einen integrativen Charakter habe. Daher dürfe niemand aussen vor gelassen werden. Selbiges gelte für Finanzdienstleistungen und die Einbindung der Menschen in den formellen Finanzsektor.
Da es dabei in der Regel um benachteiligte Menschen geht – eben ausgeschlossene –, hat die Sache scheinbar immer einen sozialen, wohltätigen Touch. «Inklusion» nennt sich das und erhält auf diese Weise gleichzeitig einen fortschrittlichen Anstrich.
Letzte Woche hatte ich in einem Artikel darauf hingewiesen, dass die Parole «finanzielle Inklusion» und die «digitale Identität» ideologisch und strategisch eng miteinander verknüpft sind. Digitale Bezahlverfahren sind für Staat und Konzerne äusserst interessant. Sie produzieren viele sensible Daten und setzen eine eindeutige Identifizierung voraus: kein Bankkonto ohne Identitätsnachweis, und am besten digital.
Beide Konzepte werden von einer mächtigen und finanzkräftigen Lobby getragen. Ein regelrechtes Netzwerk aus Organisationen, Stiftungen und Firmen arbeitet weltweit intensiv an der Förderung und der praktischen Umsetzung entsprechender Projekte. Die Beziehungen sind so verworren und intransparent, dass man durchaus von einem Filz sprechen könnte.
Unter dem Dach der «Global Partnership for Financial Inclusion» (GPFI) der G20 sind so ziemlich alle versammelt, die völlig selbstlos «finanzielle Inklusion als eine der wichtigsten Säulen der globalen Entwicklungsagenda» propagieren. Inzwischen wird ja regelmässig mit den Entwicklungszielen der UN-Agenda 2030 (SDGs) argumentiert, um private als öffentliche Interessen zu verkaufen.
Da hätten wir zunächst die Weltbank und die UN selber. Dazu kommen die «Allianz für finanzielle Inklusion» (AFI) und die «Consultative Group to Assist the Poor» (CGAP). Die Bill & Melinda Gates Stiftung sowie Visa und Mastercard sind wiederum praktisch in allen diesen Gruppen vertreten.
Einer weiterer Partner in dieser Helferfamilie, die US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID), erläutert den Ansatz:
«Digitales Bezahlen kann genutzt werden, um digitale Identifizierung voranzutreiben – und umgekehrt – und so zuvor ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen in den sozialen und finanziellen Mainstream zu bringen.»
Die Ehrenvorsitzende der GPFI und UN-Sonderbeauftragte für finanzielle Inklusion und Entwicklung, Königin Máxima der Niederlande, rief 2018 beim Meeting des Weltwirtschaftsforums (WEF) mit einflussreichen Konzernchefs die «CEO Partnership for Financial Inclusion» ins Leben. Dabei traf sie die offenherzige Erklärung, die ich einleitend zitiert habe.
Das Highlight dieser Gutmenschen-Bewegung ist jedoch die 2012 gegründete «Better Than Cash Alliance»: drei Stiftungen (Gates, Omidyar, Ford) plus Visa, Citi, UNCDF und USAID. Auch hier zielt offiziell alles ganz ehrenhaft auf Inklusion und nachhaltige Entwicklung ab.
Weil dieser private Verein mit kommerziellen Interessen sein Büro aber in einem UN-Gebäude hat, erweckt er permanent den Eindruck, er sei eine UN-Organisation: «based at the United Nations». Er beruft sich sogar auf selbstgemachte «UN-Prinzipien». Und die UN nimmt diese auf und verteilt sie.
Wir sehen: Vorsicht mit organisierten Verbänden. Auch hinter den grössten vermeintlichen Wohltätern könnten sich böse Buben verbergen. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu misstrauisch.
Herzliche Grüsse
Andreas Rottmann
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